Halver,

Einsatz nach dem Mauerfall vor 30 Jahren

Notunterkunft für DDR-Übersiedler

Ganz Deutschland denkt in diesen Tagen an die friedliche Revolution in der DDR vor 30 Jahren, die schließlich die deutsche Wiedervereinigung brachte.

Nachdem Ungarn als erstes Land seine Grenze nach Österreich geöffnet hatte und der „Eiserne Vorhang“ sich so zu öffnen begann, öffnete auch die DDR selbst endlich ihre Grenze. Unzählige DDR-Bürger strömten in den Westen, um dem DDR-Regime zu entkommen, – schließlich wusste niemand, wie lange diese Chance bestehen würde. Da das Fassungsvermögen des Auffanglagers Unna-Massen und der anderen bei weitem nicht ausreichte, wurden auch andere geeignete Liegenschaften des Bundes in Anspruch genommen.

Nach Weisung des THW-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen erhielt der damalige Ortsbeauftragte in Halver, Gerhard Erdmann, am Sonntagmittag, dem 12.11.1989, den Auftrag, die THW-Unterkunft Halver binnen 24 Stunden für die Aufnahme von „DDR-Übersiedlern“ herzurichten. So wurden die DDR-Flüchtlinge offiziell genannt, die massenhaft die Gunst der Stunde nutzten.

Die erste Aufgabe war profan: Der Umkleideraum wurden ausgeräumt. Sämtliche Spinde mit der Einsatzbekleidung der Helfer wurden in der Fahrzeughalle aufgestellt, und auch der Unterrichtsraum wurde freigemacht. Beide Räume wurden mit Etagenbetten bestückt. Auch Aufenthaltsraum, Sanitärräume und Küche mussten für diese ungewöhnliche Situation vorbereitet werden.

Am Montag, dem 13.11.1989, erreichte ein Bus mit 51 Übersiedlern mit fünfeinhalbstündiger Verspätung um 20.45 Uhr die THW-Unterkunft in Halver. Sie kamen aus dem völlig überfüllten Durchgangslager in Unna-Massen und sollten zunächst für drei Wochen hier untergebracht werden.

Eine beachtliche logistische Leistung war es, diese Notunterkunft mit ehrenamtlichen Kräften zu betreiben. Insbesondere galt es schließlich, über Wochen täglich drei Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen. Neben vielen weiteren aktiven Helfern – Ralf Bauer, Robert Dupick, Gerhard Erdmann, Bernhard Krause, Klaus Kreide, Hans-Peter Moch, Jens Piepenstock, Klaus Schliek und Rudi Schölzel – waren dabei gerade auch die THW-Frauen, u.a. Brigitte Erdmann, Claudia Homuth, Annegret Schölzel und Sigrid Freiheit, besonders aktiv. Auch das DRK Halver leistete wertvolle Hilfe. Aber auch die Übersiedler selbst halfen tatkräftig mit.

In den folgenden Tagen bemühten sich THW-Angehörige ebenso wie die Stadt Halver, Kirchen, Unternehmer, Arbeitsamt und Halveraner Privatleute, den meist jungen Familien in Halver eine Zukunft zu ermöglichen. Auch Bürgermeister Klaus Tweer und Stadtdirektor Hans-Jürgen Kammenhuber schalteten sich ein. Zahlreiche DDR-Übersiedler konnten so in Halver und Umgebung eine erste neue Bleibe finden.

Am 17.11.1989 waren noch 29 Übersiedler in der THW-Unterkunft verblieben. Nun sollte die Notunterkunft am Folgetag aufgelöst werden. Auf Weisung des Lagers Unna-Massen brachten THW- und DRK-Helfer 14 Alleinstehende am 18.11.1989 nach Düsseldorf, wo sie auf Rheinschiffen untergebracht wurden. Die übrigen Familien hatten in Halver bereits Wohnung und Arbeitsplatz in Aussicht.

Während die THW-Unterkunft am 29.11.1989 wieder zurück in den Normalzustand versetzt werden konnte, lud die THW-Jugend die Neuhalveraner aus der in Auflösung begriffenen DDR Anfang Dezember noch einmal zu einer gemütlichen Nikolausfeier in die THW-Unterkunft ein.


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