Wieder eine weitere Hiobsbotschaft für den Verkehr im Märkischen Kreis: In Nachrodt wurde die Brücke der Bundesstraße 236 über die Lenne am Freitagnachmittag schlagartig und auf unbestimmte Zeit gesperrt – für jeglichen Verkehr, auch für Fußgänger. Für die Industrie im Lennetal ein weiteres Desaster. Nachrodt war so in zwei Hälften getrennt, die sich nur noch mit 30 Kilometern Umweg erreichen konnten.
Die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde suchte also dringend eine schnelle Lösung. Über die örtliche Feuerwehr, den Kreisbrandmeister Michael Kling und den THW-Kreisbeauftragten und -Fachberater Thorsten Berger (OV Halver) wurde schnell der Entschluss gefasst, eine Behelfsbrücke über die Lenne zu bauen. Gut 40 Meter waren zu überspannen, und die Brücke sollte ab Montagmorgen, 7.00 Uhr, nutzbar sein, damit die Bürger zur Arbeit und zum Einkaufen gelangen und ihre Kinder ihre Schule erreichen konnten. Aufgrund der örtlichen Situation fiel die Wahl auf eine schwimmende Pontonbrücke. Das Material dazu musste aus ganz Nordrhein-Westfalen zusammengezogen werden.
Direkt am nächsten Morgen ging es los. Zunächst wurden fünfmal zwei Halbpontons durch mehrere Fachgruppen Wassergefahren (FGr W) per Kran zu Wasser gelassen und mittels Doppel-T-Trägern verbunden. Mit Stahlseilen wurden sie am Ufer verankert, dann mit Fahrbahnplatten versehen. Die Arbeiten für diesen Brückenschlag waren bereits am Samstagabend abgeschlossen.
Der OV Halver übernahm mit dem Zugtrupp für einige Zeit die Einsatzabschnittsleitung und trug mit der Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung (FGr N) zur Beleuchtung der großräumigen Einsatzstelle bei. Die Feuerwehr stand dem THW zur Seite und sicherte u.a. die Arbeiten auf der schnellfließenden Lenne mit Strömungsrettern ab, – für den Fall, dass jemand ins Wasser gefallen wär.
Am Sonntag wurde die Pontonbrücke für den Betrieb verkehrssicher fertiggestellt. Dafür mussten auf beiden Seiten die Widerlager bodengleich hergerichtet und ein Geländer gebaut werden. Mit Ankerstäben wurden dafür Kanthölzer aufgebracht, darauf ein Geländer aus dem THW-Einsatzgerüstsystem (EGS). Zum Schluss wurde dies von innen mit OSB-Platten verkleidet, damit Kinder nicht auf die Konstruktion klettern können. Hier arbeitete die Bergungsgruppe des OV Halver mit und stellte auch einiges Material aus den EGS-Bausätzen 1–5 bei.
Da der Wasserstand für eine Schwimmbrücke von Bedeutung ist – einiges an Schwankung stellt dabei kein Problem dar –, installierte das THW einen mobilen Hochwasserpegel (MHP) in der hier etwa sechs Meter tiefen Lenne, was die Lagebeobachtung erheblich erleichtert.
Landesverkehrsminister Oliver Krischer besuchte die Einsatzstelle am Sonntagmittag zusammen mit dem THW-Landesbeauftragten Nicolas Hefner, mehreren Bundestags- und Landtagsabgeordneten, dem Landrat Marco Voge und der Bürgermeisterin Birgit Tupat. Sie alle zollten dem THW und den rund 120 anwesenden Ehrenamtlichen Anerkennung für ihre schnelle und kompetente Hilfeleistung. Kreisbrandmeister Michael Kling und THW-Kreisbeauftragter Thorsten Berger erläuterten zusammen mit dem für die Brücke verantwortlichen THW-Baufachberater Holger Hohage die Maßnahmen.
Der Einsatz dauerte den ganzen Sonntag an, bis tief in die Nacht. Einsatzkräfte des THW Halver arbeiteten mit, bis die Brücke fertig war. Ab morgens konnte die Behelfsbrücke wie geplant durch die Bürger genutzt werden.
Das THW setzte viele seiner zahlreichen Facheinheiten ein: Bergung, Brückenbau, Führung und Kommunikation, Logistik, Mobiler Hochwasserpegel, Notversorgung und Notinstandsetzung, Räumen, Wassergefahren, Zugtrupp. Die Einheiten stammten aus den lokalen THW-Ortsverbänden (OV) Altena, Balve, Halver, Iserlohn und Lüdenscheid sowie aus Bonn-Beuel, Dortmund, Kamen-Bergkamen, Köln-Ost, Minden, Wesel und Witten. Der OV Halver übernahm mit dem Zugtrupp für einige Zeit die Einsatzabschnittsleitung, arbeitete mit der Bergungsgruppe (BGr) und der Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung (FGr N) aktiv an der Behelfsbrücke mit und sorgte mit für die Einsatzstellenbeleuchtung.
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